Vergangenen Samstag, am 05.04.2025, fand bei schönstem Frühlingswetter die Kundgebung “Riederwald ist bunt” mit mehreren Dutzend Menschen im gleichnamigen Frankfurter Stadtteil Riederwald statt. Gemeinsam mit dem Offenen Antifaschistischen Treffen (OAT) Frankfurt riefen wir von der Antifaschistischen Basisgruppe (abg) Frankfurt/Offenbach zu dieser Veranstaltung am Nachmittag auf, um rassistischen Vorfällen in der jüngeren Vergangenheit und vermehrt gesehenen rechten Stickern im Stadtteilbild in der ansonsten auch als “Roter Riederwald” bekannten Siedlung frühzeitig einen antifaschistischen Riegel vorzuschieben. Dass der Frankfurter Riederwald gegen rechts ist, haben seine Bewohner*innen gemeinsam mit Antifaschist*innen bereits im letzten Jahr sehr deutlich unter Beweis stellen können, als es mit vereinten Kräften gelungen ist, ReichsbürgerInnen, mit ihrem Versuch ein Lokal vor Ort zu betreiben, aus dem Viertel zu jagen. Daran wurde mit der Veranstaltung letztes Wochenende versucht anzuknüpfen und so gab es Straßenfest, Infostand und Kundgebung in einem: einerseits Kaffee und Kuchen sowie Kinderschminke und Seifenblasenspaß, um eine Begegnung zwischen interessierten und engagierten Menschen zu schaffen, andererseits viele Infomaterialien verschiedener Initiativen und Beratungsstellen sowie starke Redebeiträge von OAT, Hessischer Flüchtlingsrat, Demokratiekreis Riederwald und uns, um laut und deutlich zu sagen, dass der Riederwald bunt bleibt.
Im Folgenden unser Redebeitrag in voller Länge zum Nachlesen:
Riederwald gegen rechts!
Die extreme Rechte befindet sich global und national im Aufwind. In den Parlamenten und in der öffentlichen Berichterstattung wird sie zunehmend normalisiert. Und auch auf der Straße bildet sich eine neue, junge aktionsorientierte Straßenbewegung heraus, die vor allem im vergangenen Sommer im Rahmen von Protesten gegen CSDs prominent in Erscheinung trat. Vor wenigen Wochen und auch heute protestierten in Frankfurt eine wilde Gemengelage an Personen aus der rechten Verschwörungsszene gemeinsam mit Neonazis. – Danke an dieser Stelle den Antifaschist*innen, die sich ihnen heute und in der Vergangenheit in den Weg gestellt haben!
Bestärkt durch dieses rechte Klima kam es auch zuletzt hier im Riederwald zu rassistischen Übergriffen, wobei Personen verbal und körperlich attackiert wurden. Und auch im Stadtbild versucht die extreme Rechte zunehmend ihre menschenfeindliche Ideologie mit Stickern zu verbreiten. Dies lässt ungute Erinnerungen an die 90er, die sogenannten Baseballschlägerjahre aufkommen. Während dieser überfielen im Oktober 1992 mehrere Personen aus rassistischen Motiven zwei am Sausee (zwischen Riederwald und Seckbach gelegen) in einem Auto schlafende Personen. Die aus Osteuropa stammenden Personen wurden dabei mit Pistolen, Ketten und Schlagstöcken angegriffen.
Doch was hilft heutzutage angesichts des rechten Vormarschs in den Parlamenten, was hilft gegen rechte Raumnahme, gegen rechte Angriffe?
„Wir waren hier in einem feindlichen Umfeld, wurden attackiert und angefeindet. Wir geben auf, wir geben uns geschlagen“ – das waren die Worte der Reichsbürger, die vergangenes Jahr im Riederwald versucht haben ihr Reichsbürgerlokal zu betreiben. Wie kam es dazu? Proteste von Anwohner*innen und Antifaschist*innen aus dem Riederwald und aus anderen Stadtteilen und direkte Aktionen machten es den Reichsbürgern ungemütlich. Ganz nach dem Motto: Wehret den Anfängen!
Lasst uns das auch jetzt wieder tun! Lasst uns nicht tatenlos den Rechtsruck der Parteien der sogenannten ‘Mitte’, und den Rechtsruck auf der Straße hinnehmen. Lasst uns nicht hinnehmen, wie unsere Freund*innen, unsere Bekannten, unsere Nachbar*innen aus rassistischen Gründen angefeindet und angegriffen werden.
Zeigt also Solidarität mit euren Mitmenschen, nehmt Rassismus, egal ob auf der Straße, in der Kneipe, im Betrieb, in der Familie oder im Freund*innenkreis nicht hin. Geht gegen Rassismus und den ganzen rechten Rollback auf die Straße. Organisiert euch: Im Offenen Antifaschistischen Treffen oder im Demokratiekreis eurer Gegend. Oder tut euch mit euren Nachbar*innen und Freund*innen einfach zusammen, um gemeinsam auf Demonstrationen und Kundgebungen zu gehen. Werdet aktiv und seid dabei kreativ, es gibt viele Wege und Möglichkeiten für jung und alt Haltung zu zeigen gegen rechts und für einen bunten Riederwald!
In diesem Sinne: Vielen Dank, dass ihr heute hier seid. Danke, dass ihr solidarisch mit den Betroffenen rassistischer Übergriffe seid, dass ihr zeigt, dass wir als Antifaschist*innen diese und andere rechte Vorfälle nicht hinnehmen.
Deshalb: Alle zusammen gegen rechts. Alle zusammen gegen den Faschismus. Alerta, alerta Antifascista!