Zum 80. Jahrstag der Befreiung vom deutschen Faschismus an der Macht haben wir dieses Jahr in einem breiten Bündnis ein Vorabendpodium und ein Sommerfest organisiert, dass am 11. Mai unter dem Titel “80 Jahre 8. Mai – gedenken, feiern, verändern” stattgefunden hat. Unsere Rede vom Sommerfest dokumentieren wir hier:
Heute am 11. Mai stehen wir hier und feiern gemeinsam die Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus vor 80 Jahren! Denn wer nicht feiert, hat verloren! Ein Großteil der Deutschen wurde aber nun mal besiegt und nicht befreit, denn sie selbst waren der Faschismus. Die Deutschen sind mitmarschiert, haben mitgeschossen, mitgemordet, mitgefoltert – auch wenn sie später nicht dafür verurteilt wurden. Dabei stellt sich die Frage: Wer feiert heute eigentlich nicht? Und wer feiert, obwohl er eigentlich sein Maul halten sollte?
Die extreme Rechte hat immer noch mit der Kriegsniederlage ihrer Großeltern zu kämpfen. Deshalb fordern sie, die Erinnerung wieder auf den deutschen Nationalismus und Militarismus zu fokussieren und den ach so tapferen Soldaten und der ach so leidenden Zivilbevölkerung zum Beispiel in Dresden zu gedenken. Wir aber sagen, sowas kommt von sowas; Wir werden die Verbrechen der Wehrmacht nicht vergessen und auch nicht die Mittäterschaft des fanatisierten deutschen Volkes.
Nebenbei spinnt sich Alice Weidel Geschichtslügen zusammen und nennt Hitler einen Kommunisten. Hitler, der im Bündnis mit dem Monopolkapital regierte, der Kommunist*innen in Deutschland verfolgen und ermorden ließ, der einen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion führte. So kann man die faschistischen Verbrechen im Namen des deutschen Vaterlandes auch von sich wegschieben, denn wäre er ein Linker gewesen, dann müsste sich eine Rechte damit nicht beschäftigen – so die Logik. Und das ist was sie wollen: eine Umdeutung der Geschichte, um wieder ungestört Deutsch sein zu können. Auch dieser neue Kanzler Merz hat einen Nazi-Opa, von dem er behauptet er wäre keiner gewesen und sträubt sich aktiv gegen die Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte. Und wenn so jemand dann am 8. Mai einen Kranz niederlegt mit schwarz rot goldenen Fähnchen drumherum, begleitet von Ehrenposten der Bundeswehr, dann wissen wir um ihre Heuchelei.
Am 8. Mai trauern sie, um danach das „Nie Wieder!“ zu vergessen und alle jene die wirklich gegen das Widererstarken des Faschimus kämpfen – nämlich uns Antifaschist*innen – zu kriminalisieren. Dabei wird Angst durch Hausdurchsuchungen, Auslieferungsdrohungen und Überwachung genutzt, um politisch gegen Antifaschist*innen vorzugehen. Prominente Beispiele hier sind aktuell der Bundapest-Komplex und das Antifa-Ost-Verfahren. Das geläuterte Deutschland liefert keine 80 Jahre nach dem Faschismus wieder Antifaschist*innen an rechtsnationale Regime wie Ungarn aus und schiebt kurdische Freund*innen in die faschistische Türkei ab. Doch Antifa lässt sich nicht verbieten! Deshalb kommt alle mit uns am 14. Juni nach Jena zur Demo, denn Antifaschismus bleibt notwendig! Grüße in Untergrund und Haft! Freiheit für Maja und alle Antifas!
Die Deutschen begangen einen industriellen Massenmord an Jüdinnen*Juden und verübten einen Genozid an Sinti*zze und Rom*nja. Sie ermordeten Menschen mit Behinderung, Kranke, Homosexuelle, Unangepasste, Kriminalisierte und Widerständler*innen. Dabei kann man gar nicht häufig genug sagen, dass es aus all diesen Beetroffenengruppen weitaus mehr Widerstand gegen den Faschismus gab als von den ganz normalen Deutschen. Denn die ganz normalen Deutschen brachten Krieg nach ganz Europa und darüber hinaus. Nun 80 Jahre nach der Befreiung vom Schrecklichsten und Unvorstelllbarsten stehen wir wieder vor einem wachsenden Ultranationalismus und einem Land, dass sich wieder kriegstüchtig macht: Milliarden in die Bundeswehr, Debatten um die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Als die Amerikaner*innen Westdeutschland zunächst entmilitarisierten, erkannten sie den Nährboden und wussten nur eine dauerhafte Entmilitarisierung dieses Staates, kann verhindern, dass Deutschland wieder Krieg führt, wieder Menschen ermordet. Denn wie Berthold Brecht schon verstand: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
Und wir wissen, welcher Schoß das ist:
Gegen Nationalismus
Gegen Antisemitismus
Gegen Rassismus
Gegen das Patriarchat
Und gegen das kapitalistische Dreckssystem
Für eine befreite Welt ohne Deutschland. Denn Deutschland, du warst als Kind schon scheiße!