Antifaschistische Basisgruppe
Frankfurt am Main / Offenbach
Wir blicken zurück auf 100 Jahre antifaschistische Bewegung. Das bedeutet 100 Jahre antifaschistische Organisation, antifaschistische Strategiedebatten und antifaschistische Praxis. Die gegenwärtigen Verhältnisse zeigen jedoch, dass der antifaschistische Kampf noch lange nicht vorbei ist und viele langjährige Organisationspraktiken nicht mehr die gewünschte Wirksamkeit entfalten können. Der alte Faschismus ist im Gewand der „Neuen Rechten“ und des sogenannten Rechtspopulismus nicht nur in Deutschland, sondern global auf dem Vormarsch. Um dem etwas entgegenzusetzen, braucht es eine starke antifaschistische Bewegung, die ihre Zersplitterung, ihre theoretischen Kleinkriege und ihre Abgeschlossenheit in Szenen überwindet. Was es braucht, sind undogmatische und zugänglichere Organisationsansätze, die mit einer konsequent feministischen Linie arbeiten. Wir wollen Antifaschismus wieder zu einem breiten statt einem abgeschotteten Politikfeld machen. Wir wollen gemeinsam mit vielen anderen Antifaschismus nicht nur als Hobby oder Nebensache betreiben, sondern ernsthaft, verbindlich, kontinuierlich und vertrauensvoll antifaschistische Politik organisieren. Wir denken, dass die gemeinsame Organisierung als Gruppe dafür unerlässlich ist.
Zum einen möchten wir für uns einen Raum schaffen, um gemeinsam strategische Debatten führen zu können. Es braucht keinen Bachelor-Abschluss oder langjährige Szeneerfahrung, um effektiv gegen den Faschismus zu kämpfen. Den richtigen Weg finden wir am besten in gemeinsamen Diskussionen, die möglichst viele Genoss*innen einschließen. Um Hierarchien zu reduzieren und die wirkliche Mitbestimmung aller in unserer Gruppe zu garantieren, halten wir dabei verständliche und klare basisdemokratische Entscheidungsprozesse für unerlässlich. Deshalb verstehen wir uns als Basisgruppe.
Zum anderen können wir als organisierte Gruppe eine bessere Ansprechbarkeit nach Außen gewährleisten: für Bündnispartner*innen, andere Antifagruppen und Interessierte. Wir wollen uns nicht von der etablierten antifaschistischen Szene abgrenzen. Dennoch halten wir es für unerlässlich, über sie hinaus in die gesamte Gesellschaft zu wirken. Wir begreifen uns als Teil der antifaschistischen Bewegung und möchten in ihr als verbindende Klammer wirken, um gemeinsam statt nur nebeneinander den Faschismus zu bekämpfen.
Neben einer klaren antirassistischen Haltung, dem Kampf gegen Antisemitismus und einem Klassenstandpunkt gegen das Kapital möchten wir vor allem eine feministische Praxis als Grundlage unserer Organisation begreifen. Das heißt nicht nur konsequent den Faschismus als eine Bewegung menschenverachtender Ideologien zu verstehen und zu bekämpfen, sondern auch ein Bewusstsein für Diskriminierungsverhältnisse in den eigenen Strukturen und Köpfen zu entwickeln. Das bedeutet für uns den Anspruch zu haben, unser Verhalten zu reflektieren und gesellschaftliche Hierarchien abzubauen.
Wir glauben nicht, dass es eine weitere antifaschistische Gruppe braucht, die der Welt erklärt, wie der Faschismus genau zu analysieren ist. Nichtsdestotrotz halten wir es für wichtig zu betonen, dass der Faschismus schon immer ein Phänomen der rassistischen und patriarchalen Klassengesellschaft ist, in der wir leben. Das bedeutet für uns, dass jeder Antifaschismus immer auch ein antirassistischer, feministischer und antikapitalistischer sein muss. Unser Abwehrkampf gegen die faschistische Bedrohung ist zugleich immer auch Teil des Ringens um eine demokratische, kommunistische Welt.
Antifaschistische Basisgruppe – Frankfurt am Main / Offenbach,
im Oktober 2021