Antifa-Kneipe im Januar: Erinnern verteidigen

30.01. Vortrag & Diskussion: Erinnern verteidigen. Kritik der regressiven Erinnerungskritik. mit Nikolas Lelle

Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wird angegriffen. Gedenkstätten berichten seit Jahren von zunehmenden Sachbeschädigungen und Übergriffen, Stolpersteine werden verätzt oder herausgerissen, Mahnmale beschmiert. In der Mehrheit der Fälle sind Rechtsextreme dafür verantwortlich. Höckes erinnerungspolitische Wende um 180 Grad wird in die Praxis übersetzt. Zunehmend wird die Erinnerung aber auch von Linken kritisiert. Im Historikerstreit 2.0 etwa wurde geraunt, die deutsche Erinnerungskultur sei von oben “oktroyiert” und gefährde den offenen Diskurs. Diese regressive Erinnerungskritik war eine Ursache für das Versagen der deutschen Linken nach dem 7. Oktober.

Die Kritiken haben unterschiedliche Funktionen. Die extreme Rechte will aus deutschen Tätern Opfer, Märtyrer oder Helden machen und eine heroische deutsche Geschichte herbeifantasieren. Die regressive linke Kritik zielt darauf ab, Antizionismus zu legitimieren. In ihrem Generalangriff auf die deutsche Erinnerungskultur verdrängt sie, dass die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus von unten hart erkämpft worden ist, von Shoah-Überlebenden, von Jüdinnen*Juden und von Engagierten. Aufarbeitung der Vergangenheit war immer mehr als Sonntagsreden und Aufarbeitungsweltmeisterei.

Der Vortrag berichtet von den Angriffen auf Gedenkorte, kritisiert diese Varianten regressiver Erinnerungskritik, erinnert an die Aufarbeitung von Erinnerungslücken und fragt, wie ein progressives Erinnern verteidigt und weitergedacht werden kann.

Nikolas Lelle arbeitet seit 2020 bei der Amadeu Antonio Stiftung und beschäftigt sich vornehmlich mit Antisemitismuskritik, Erinnerungskultur und Gesellschaftstheorie. Er hat in Frankfurt am Main und Mainz Philosophie und Soziologie studiert und an der HU Berlin promoviert. Seine Bücher “Arbeit, Dienst und Führung. Das Erbe des Nationalsozialismus” und “,Arbeit macht frei’. Annäherungen an eine NS-Devise” erschienen 2022 und 2024 im Verbrecher Verlag. Dort erscheinen bald: “Antisemitismus definieren. Anleitung zur Abgrenzung” mit Tim Uhlig und ““Warum man Israel nicht hassen muss, um zu den Guten zu gehören” mit Lisa Geffken.

Antifa-Kneipe – Jeden letzten Freitag im Monat | ab 19:00 Uhr | Klapperfeld

Für eine verlässliche Konstante im Leben organisieren wir einmal im Monat die Antifa-Kneipe in Frankfurt. Immer am letzten Freitag heißen wir euch dafür am Tresen des Klappis willkommen. Ab 19 Uhr beginnen wir mit Vorträgen und Diskussionen zu verschiedenen antifaschistischen Themen – hier wollen wir Analysen und Recherchen über die extreme Rechte vorstellen, Einblicke in aktuelle Theoriedebatten ermöglichen und unterschiedliche linksradikale Akteur*innen zu Wort kommen lassen. Anschließend freuen wir uns auf einen gemütlichen Kneipenabend mit kalten Getränken, musikalischen Hits sowie guten Genoss*innen – und natürlich eurer Antifaschistischen Basisgruppe <3