Unser Redebeitrag von der feministischen Demo am 8. März 2022 in Frankfurt.
Das kapitalistische System spiegelt sich in unser aller Alltag — im Großen und Öffentlichen wie im vermeintlich Kleinen und Privaten. Gerade für uns FLINTA*s – für uns Frauen, Lesben, Transsexuelle, nichtbinäre und agender Menschen – gerade für uns bedeutet das eine zunehmende Bedrohung und Unterdrückung, die sich in der Verflechtung von Kapitalismus und Patriarchat begründet. Und gleichzeitig baut eben dieses patriarchale und kapitalistische System auf uns FLINTA*s auf.
Auf der Arbeit, die wir tagtäglich verrichten – bzw. verrichten sollen: Auf der Haus- und Sorgearbeit, auf der Arbeit, die es braucht, um die nächste Generation an Arbeiter*innen zu produzieren, auf der Arbeit, die unsere Gesellschaft reproduziert.
Diese Arbeit nennen wir Reproduktionsarbeit. Aber auch wenn wir Reproduktionsarbeit als Basis des Kapitalismus erkennen und benennen, muss ganz klar sein, dass es eben nicht die Reproduktionsarbeit an sich ist, die unser Problem darstellt.
Denn Reproduktionsarbeit ist unsere gesellschaftliche Lebensgrundlage. Reproduktionsarbeit ist Hausarbeit, Gesundheitsversorgung und Erziehung, ist füreinander dasein und sich solidarisch unterstützen. Reproduktionsarbeit ist der Grund, weshalb wir jeden Tag wieder aufstehen, weshalb wir Freund*innenschaften und Liebesbeziehungen führen, weshalb wir überhaupt in einem Miteinander leben können.
Das ist die Reproduktionsarbeit, für die wir uns heute am 8. März ganz besonders feiern! Die Arbeit, für die wir uns jeden Tag feiern und für die wir heute hier stehen und kämpfen.
Wogegen wir jedoch noch immer Widerstand leisten ist die spezifische Art wie Reproduktionsarbeit im Kapitalismus funktioniert, wie Reproduktionsarbeit und die Menschen, die sie ausführen müssen aus dem gemeinschaftlichen Raum verdrängt werden, wie wir damit unsichtbar gemacht werden, wie unsere Arbeit abgewertet wird, wie diese Arbeit nicht mal als Arbeit verstanden wird und wie wir damit maximal ausgebeutet werden. Kapitalismus und Patriarchat treffen sich genau hier und machen es sich bequem. Bequem in einem Staat, der sich unsere Körper und unsere reproduktiven Fähigkeiten zu eigen machen will und immer wieder Gewalt ausübt.
Um uns diesem System gefügig zu machen greift der Staat auf eine Vielzahl disziplinierender Maßnahmen zurück: Dazu gehören auch die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, die Ehe als Korsett konservativer Arbeitsteilung, die unzureichende Anerkennung geschlechtsspezifischer sogenannter privater Gewalt.Kapitalismus und Patriarchat versuchen immer wieder, uns zu sortieren, zu normieren und zu sanktionieren. Aber das haben sie lange genug versucht und genau deshalb sind wir heute hier. Und wir stehen heute nicht allein auf der Straße. Wir stehen Seite an Seite mit unseren Freund*innen und Genoss*innen auf der ganzen Welt. Wir stehen gemeinsam im Kampf gegen das Patriarchat und für den Femininismus, denn wir sind es, die über unsere Arbeit bestimmen. Wir sind es, die in und mit unseren Körpern leben und die über unsere Körper verfügen. Wir stehen gemeinsam hier, um uns mit allen Betroffenen patriarchaler Gewalt zu solidarisieren! Wir sagen: Schluss mit der strukturellen gewaltvollen Ausbeutung von flinta*s! Wir sind laut, wir sind kämpferisch und wir werden uns verteidigen.