Das Patriarchat zum Teufel schicken!

Hier dokumentieren wir unseren Redebeitrag zur Walpurgisnachtdemo, die wir zusammen mit anderen Gruppen am 30. April 2023 in Frankfurt am Main organisiert haben.

Walpurgisnacht? Hat irgendwas mit Hexen zu tun! Aber warum sollten wir uns als moderne Feminist*innen in irgendeiner Weise auf Hexen beziehen? 

Der Sage nach sammeln sich heute Nacht die Hexen auf dem Brocken im Harz, um mit dem Teufel zu tanzen. Der Mythos des Tanzes mit dem Teufel kommt aus der Zeit der Hexenverfolgung, in der zehntausende Frauen, unter dem Vorwurf Hexen zu sein, brutal verfolgt und ermordet wurden. Unter Folter gaben die Beschuldigten häufig zu, an solchen Tänzen mit dem Teufel, den Walpurgisnächten, anwesend gewesen zu sein. Häufig waren diese Frauen durch ihr Wissen über Medizin, insbesondere als Hebammen, und ihren Widerstand gegen den katholischen Glauben eine Gefahr für die sich zum Kapitalismus wandelnde Gesellschafft. Der Vorwurf, sie wären Anhänger*innen des Teufels und würden dunkle Magie gegen das Christentum praktizieren, schuf eine Legitimation, sich dieser ungeliebten Hexen zu entledigen. 

Die Versammlungen von FLINTAs zur Walpurgisnacht stehen auch im Zeichen dieser Geschichte der Hexenverfolgung. Seit den 70er Jahren beziehen sich Feminist*innen der zweiten Frauenbewegung positiv auf Hexen. Sie sahen sie als widerständiges Symbol gegen die patriarchale Ordnung. Auch wenn wir nicht mehr mit dem Teufel tanzen, so sind in Teilen dieser Gesellschaft die Zusammenschlüsse von FLINTAs gegen die herrschende Ordnung und gängige Denkmuster noch immer ungern gesehen. 

Wir beziehen uns heute Abend also auf Hexen, weil wir als feministische Bewegung die Bezugspunkte unserer Aktionstage nicht vergessen dürfen. 

Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir nicht mit dem Teufel tanzen, sondern sollten uns daran erinnern, lieber miteinander zu tanzen. In Anbetracht des  brutalen Backlashes, den der patriarchale Kapitalismus gegen FLINTAs führt, sollten wir uns daran einnern, dass wir viel mehr gemeinsam haben, als uns voneinander trennt. Gemeinsam auf die Straße zu gehen, den Kampf um unsere Befreiung zu führen sollte uns Kraft und Mut für den weiteren Weg geben, anstatt uns noch mehr von unserer begrenzten Zeit zu rauben. Wir sollten uns gegenseitig als Feminist*innen feiern und uns daran erinnern, weshalb wir trotz aller reaktionären Einfälle immer noch hier sind: Weil wir gemeinsam kämpfen. 

An dieser Walpurgisnacht könnten wir neue Kraft aus dem gemeinsamen Tanz um das brennende Patriarchat schöpfen. Wir schicken es zum Teufel!