Zum 32. Jahrestag der Ermordung von Blanka Zmigrod durch einen rechten Terroristen haben wir als Teil der Initiative 7. Oktober eine Gedenkkundgebung veranstaltet, bei der ca. 80 Antifaschist*innen teilgenommen haben. Hier dokumentieren wir unseren Redebeitrag.
Liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen,
wir sind heute hier um Blanka Zmigrod zu gedenken. Blanka Zmigrod, die die Shoah überlebte und dann vor 32 Jahren hier von einem gesuchten schwedischen Rechtsterroristen erschossen wurde. Ein Verbrechen, für das der Täter erst 2018 verurteit wurde. Ein Mord, an den die Stadt Frankfurt erst seit 2 Jahren mit dieser Plakette hier erinnert. Wir trauern heute um Blanka und alle Opfer rechten Terrors und antisemitischer Gewalt. Wir werden die Taten niemals vergeben und die Betroffenen niemals vergessen!
Doch die Geschichte der antisemitischen Gewalt nach dem Ende des Nazi-Faschismus begann nicht mit der Ermordung von Blanka Zmigrod und endete auch nicht mit ihr. Gewalt und Anfeindungen gegen Jud*innen waren und sind Alltag in Deutschland. Denn der Antisemitismus hat den Sieg über das Nazi-Regime überdauert und ist nach wie vor in allen Teilen der Bevölkerung vorhanden. Bis heute kann kaum eine antisemitismuskritische Veranstaltung ohne Störungen stattfinden. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass jüdische Personen auf Social Media von Anfeindungen oder Angriffen berichten. Kaum Synagogen kommen ohne eigenen Sicherheitsdienst, regelmäßige Polizeistreifen oder ständigen Objektschutz aus.
Und seit dem judenfeindlichen Massaker der Hamas und ihrer Verbündeten ist es noch schlimmer geworden. Die antisemitische Gewalt eskaliert weltweit.
Allein im Zeitraum vom 07. Oktober 2023 bis zum 21. Dezember 2023 wurden über 1100 antisemitische Straftaten beim Bundeskriminalamt registriert – und das sind nur die offiziellen Zahlen einer Behörde mit Nazi-Problem, auf die sich niemand im Kampf gegen Antisemitismus verlassen darf. Die Dunkelziffer dürfte um ein vielfaches höher liegen. Von Schmierereien an jüdischen Friedhöfen über antisemitische Sprechchöre auf Demonstrationen bis zu tätlichen Angriffen reicht dabei die Bandbreite. Der momentane Höhepunkt der Eskalationsspirale wurde erst Mitte diesen Monats in Berlin erreicht als ein jüdischer Student von einem Kommilitonen krankenhausreif geprügelt wurde und mehrere Knochenbrüche im Gesicht erlitt. Die Reaktionen darauf waren bezeichnend: Die Kommentare, die dem Opfer Schuld an diesem brutalen Angriff gaben, weil dieser sich mehrmals öffentlich pro-israelisch geäußert hatte, häuften sich. Der Kommilitone darf sein Studium ungestört fortsetzen, auch wenn sich kaum eine jüdische Student*in an der Freien Universität damit sicher fühlen dürfte. Der Hass und die Hetze gegen Israel und Zionismus demaskieren sich heute deutlich als das, was sie schon immer waren: Antisemitismus!
Doch wie und wo können sich Jüd*innen heute noch sicher fühlen? 32 Jahre nach dem Mord an Blanka Zmigrod kann und wird der deutsche Staat immer noch nicht die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland garantieren! Doch was können wir als antifaschistische Bewegung tun? Sein wir solidarisch mit den Betroffenen antisemitischer Gewalt, ob in Deutschland oder anderswo! Stellen wir uns gegen wirklich jede Form des Antisemitismus – auch und gerade, wenn er von den eigenen Friends oder Genoss*innen kommt! Sein wir laut, zeigen wir Haltung im Zweifel auch gegen das Schweigen der eigenen Szene! Und vor allem lassen wir Jüd*innen in Deutschland nicht alleine! Lasst uns Bündnisse gegen Antisemitismus schmieden und gemeinsam aktiv werden! Denn Antifaschismus heißt auch Kampf gegen jeden Antisemitismus!