Unser Erinnern an Blanka heißt, das Leben zu verteidigen.

Am 23. Februar 2025 organisierten wir gemeinsam mit der Initiatve 7. Oktober die Gedenkkundgebung Blanka Zmigrod unvergessen!, um an ihre Ermordung durch einen Neonazi vor 33 Jahren in Frankfurt zu erinnern. Unseren Redebeitrag dokumentieren wir hier:

Vor 33 Jahren wurde an diesem Ort die Jüdin und Shoah-Überlebende Blanka Zmigrod erschossen – von einem schwedischen Neonazi und Antisemiten. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er Blanka an dem Davidstern um ihren Hals oder der Häftlingsnummer auf dem Arm als Jüdin erkannt, welche die Nazis ihr im Konzentrationslager eintätowiert hatten. Mit diesem Tattoo versuchten die Nazis, Blanka als bloße Nummer zu entmenschlichen und für ihre Vernichtung zu markieren. Aber weder die Entmenschlichung noch die Vernichtung ist ihnen gelungen. 

Denn Blanka überlebte nicht nur, sondern lebte weiter. Sie wanderte nach Israel aus und zog 1960 mit ihrem Lebensgefährten Shlomo Feldman nach Deutschland. Ihre Verwandte Renee Salzmann sagte über sie, dass Blanka eine lebensvolle Frau gewesen sei, die das Singen, Tanzen und Schwimmen liebte. Blanka ist auch mit ihren eigenen Worten auf ihrer Gedenktafel verewigt. „Meine Genugtuung, für das, was mir die Nazis angetan haben, ist zu überleben und so gut und so lange wie möglich zu leben.“ Das hat sie geschafft. 

Blanka überlebte Auschwitz, Bergen-Belsen, Flossenburg und Mauthausen und auch der schwedische Neonazi, der sie hier vor 33 Jahren erschossen hat, konnte sie ermorden, aber nicht vernichten. Denn unser Erinnern an Blanka heißt, dass sie in unseren Herzen und Gedanken weiterlebt. Unser Erinnern an Blanka heißt dem Vernichtungswillen der Antisemit*innen zu trotzen. 

Doch Erinnern heißt nicht nur über die Vergangenheit reden. Erinnern heißt die Gegenwart zu erkennen und zu verändern. Denn der antisemitische Vernichtungswille ist leider noch immer eine ganz reale Bedrohung für Juden*Jüdinnen in Deutschland und weltweit. Sei es der antisemitische Anschlag auf die Synagoge von Halle 2019, die antisemitischen Massendemonstrationen während der Corona-Pandemie oder die antisemitische Gewalt, die wir seit dem 7. Oktober wieder auf Weltniveau erleben. Wie offensichtlich muss es denn noch werden, bis endlich verstanden wird, dass Antisemitismus noch immer ein globales und gesamtgesellschaftliches Problem ist? Doch wenn wir uns umschauen, sprechen alle nur von dem Antisemitismus der anderen – als Alibi um den eigenen Antisemitismus ganz offen Ausleben zu können.

Vermeintlich Linke sprechen vom Antisemitismus der Mitte und der Rechten, während sie Terror als Widerstand glorifizieren oder zur Vernichtung Israels aufrufen. Bürgerliche Medien sprechen vom Antisemitismus der Linken und der Migrant*innen, während ein Aiwanger von seinen antisemitischen Jugendpamphleten in Wahlumfragen profitiert, SS-Angehörigen weiter eine üppige Veteranenrente erhalten oder antisemitismuskritischer Bildung wie der “Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus” in Berlin sämtlich Fördergelder gestrichen werden . Und auf sogenannten Pro-Palästina-Demos wird der Antisemitismus nur als deutsches Problem oder als instrumenteller Vorwurf verhandelt, während die djihadistische Hamas und das Massaker vom 7. Oktober mindestens relativiert, wenn nicht offen gefeiert werden. Von der AfD und ihrem terroristischen Umfeld ganz zu schweigen – denn diese FaschistInnen sind nach wie vor die größte und tödlichste Bedrohung für jüdische Leben in Deutschland.

Wer aber immer nur den Antisemitismus der Anderen sehen will, sollte am besten gleich den Mund halten. Denn wer den Antisemitismus als Vorwurf instrumentalisieren will, um seine Abschiebepolitik zu legitimieren, hat sicher nichts aus der Geschichte gelernt, sondern ist schlicht und einfach Rassist*in. Wer aber nur diese Instrumentalisierung des Antisemitismus als Vorwurf beklagt, aber zum Judenhass auf den Straßen schweigt, macht sich mindestens mit Antisemit*innen gemein oder ist selber eine*r von ihnen.

Unser Erinnern an Blanka heißt deshalb jeden Antisemitismus zu benennen und zu bekämpfen. Unser Erinnern an Blanka heißt dem Vernichtungswillen der Antisemit*innen zu trotzen. Unser Erinnern an Blanka heißt, das Leben zu verteidigen.